3,5 Fragen an Berit Schneidereit (2024)
Cornelius: Du arbeitest als Künstlerin in Serien. In Deiner Ausstellung "portals" bei sipgate shows sind Arbeiten aus zwei dieser Serien zu sehen, "retouch" von 2021/2022 und "shades" von 2023/ 2024. Wie entscheidest Du das? Ist es eine Entdeckung, ein Einfall oder eher ein Plan/ eine Strategie?
Berit: Während des Studiums hat sich aus der Entdeckung eine Strategie entwickelt. Ich schätze die Konzentration, die es mit sich bringt. Wirklich in eine Thematik einzutauchen, Feinheiten zu entdecken und vor allem dem Zufall Raum geben zu können. Da ich oft experimentell arbeite, ist das sehr wichtig. Es heißt auch, dass ich mir Zeit nehmen kann aus einer Bildidee verschiedene Modi zu entwickeln. Am Ende steht nicht die eine Arbeit, sondern eine Reihe von Werken, die in verschiedenen Beziehungen zueinander stehen. Diese Verbindungen kann ich später, wie zum Beispiel hier in der Ausstellung bei sipgate shows, über die Platzierung und Kombination wieder aufgreifen. Am Ende ist es auch das: Wege gehen, Dialoge entstehen lassen, Geschichten erzählen.
C: Wer heutzutage von fotografischen Bildern der Gegenwart spricht, meint meistens digitale Bilder. In der Kunst hingegen finden sich immer noch fotografische Positionen, die mit analogen Mitteln arbeiten. Bei Dir ist alles möglich, vom riesigen Fotogramm aus der Dunkelkammer, über die aktuelle Digitalkammer mit höchster Auflösung bis hin zum iPhone Foto. In Deiner Ausstellung gab es sowohl große analoge Fotogramme als auch digitale Pigmentprints zu sehen. Letztere wurden kaschiert und ohne Glas gerahmt gezeigt. Sie funktionieren fast wie ein Trompe-l’œil. Man meint das Objekt an sich zu sehen, anstelle eines Bildes davon. Definiert die Seherfahrung Deine künstlerischen Mittel?
B: Definitiv! Jedes dieser bildgebenden Verfahren bringt Möglichkeiten und Qualitäten mit, die ich nutzen kann. Die Frage des Rahmens, ohne die die Fotografie meist nicht auskommt, ist natürlich auch ein Teil dessen. Wenn eine neue Serie entsteht, kann es durchaus sein, dass diese Bildidee zunächst verschiedene Formen annimmt. Meist habe ich bereits ein Gefühl in welche Richtung es gehen kann, aber es ist trotzdem gut einiges auszuprobieren, bevor ich mich für einen Weg entscheide. Im Grunde genommen trenne ich, wenn ich wie bei den beiden Serien „shades“ und „retouch“ Fotografien aus meinem Bildarchiv nutze, über meine Arbeit im Atelier das Motiv vom ursprünglichen Moment des Fotografierens. Mich interessiert das Bild an sich. -In einer abstrakteren Form, wenn man so will. Das Material und der damit verbundene Arbeitsprozess entscheiden dann später maßgeblich wie die Arbeit wahrgenommen und gelesen wird. Die Seherfahrung und der körperliche Akt des Schauens sind für mich dabei ganz wesentliche Aspekte.
C: Gibt es etwas, das Du künftig einmal in Deiner künstlerischen Arbeit realisieren möchtest, z.B. ein Thema, eine Technik, eine Location?
B: Es gibt einige Themen, die mich seit längerem quasi an der Seitenlinie begleiten und immer wieder inspirieren. Bislang haben sie noch wenig direkte Sichtbarkeit in meiner künstlerischen Praxis erfahren, aber wer weiß.. Es ist immer auch eine Frage von guten Momenten, wie und wann diese ständigen Begleiter zu einem präsenteren Teil der eigenen Arbeit werden. In jedem Fall wären es für mich neue Formen des Ausdrucks, die hinzu kämen!
C: Kannst Du uns ein konkretes Beispiel nennen? ;-)
B: Duft als künstlerisches Medium finde ich gerade sehr, sehr spannend. I´ll keep you posted!
C: Liebe Berit, vielen Dank!
(Ein E-mail Interview mit Berit Schneidereit im August/ September 2024).